- Fünf Möglichkeiten, das Ausbildungsverhältnis zu kündigen
- Eine Kündigung vor Beginn des Ausbildungsverhältnisses
- Eine Kündigung während der Probezeit
- Eine fristlose oder außerordentliche Kündigung
- Eine ordentliche oder fristgerechte Kündigung
- Ein Aufhebungs- oder Auflösungsvertrag
Bei der Auswahl deines Ausbildungsberufes hast du mächtig daneben gegriffen? Dir macht die Tätigkeit einfach keinen Spaß, und besonders talentiert bist du auch nicht? Oder hast du es womöglich mit einem cholerischen Chef oder mobbenden Kollegen zu tun? Es gibt einige Gründe, die Azubis dazu bewegen, ihren Ausbildungsvertrag zu kündigen. Doch Kündigung ist nicht immer gleich Kündigung! Weißt du, in welchem Fall eine ordentliche Kündigung verlangt wird? Wann du besser einen Aufhebungsvertrag ansetzen solltest, und unter welchen Umständen eine fristlose Kündigung möglich ist? Hier gibt’s alle Infos, inklusive Muster, rund um die Kündigung während der Ausbildung!
Du überlegst noch, ob du deine Ausbildung vielleicht abbrechen solltest? Wer unschlüssig ist, kann sich hier ein paar Tipps zum Thema: Soll ich die Ausbildung wirklich abbrechen? holen!
Fünf Möglichkeiten, das Ausbildungsverhältnis zu kündigen
Als Auszubildender hast du gleich fünf Möglichkeiten, um dein Ausbildungsverhältnis zu kündigen! Jede dieser Optionen ist für ganz bestimmte Situationen oder Stadien deiner Ausbildung vorgesehen. Wenn du also mit dem Gedanken spielst, deine Ausbildung zu kündigen, dann informiere dich, welche Art der Kündigung die Richtige für dich ist!
Eine Kündigung vor Beginn des Ausbildungsverhältnisses
Bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz schreibt man schnell schon mal dutzende Bewerbungen. Wer auf Nummer Sicher gehen will, unterschreibt bei der ersten Zusage gleich einen Ausbildungsvertrag. Doch was, wenn wenige Wochen später eine weitere Zusage kommt, und das von einem Unternehmen, bei dem man viel lieber eine Ausbildung machen möchte? Das ist kein Problem, denn du kannst ein Ausbildungsverhältnis auch kündigen, noch bevor es überhaupt begonnen hat! Allerdings ist es wichtig, dass dies schriftlich passiert! Du kannst also nicht einfach bei einem Unternehmen anrufen und sagen, dass du dich doch noch für einen anderen Ausbildungsplatz entschieden hast! Wichtig ist auch, dass du so früh wie möglich Bescheid gibst, sodass sich diese Firma schnell auf die Suche nach einem passenden Ersatz für dich machen kann!
Muster: So schreibst du eine Kündigung vor Beginn des Ausbildungsverhältnisses:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit möchte ich meinen mit Ihnen am xx.xx.xxxx geschlossenen Ausbildungsvertrag mit sofortiger Wirkung kündigen. Da sich meine beruflichen Interessen geändert haben/ ich ein anderes Angebot erhalten habe, dass mir eher zusagt/ ich mich für die Aufnahme eines Studiums entschieden habe / etc. möchte ich den Ausbildungsplatz nicht annehmen. Ich bedanke mich für das nette Vorstellungsgespräch und die Zeit und Mühe, die Sie in mich investiert haben.
Freundliche Grüße
Eine Kündigung während der Probezeit
Die Probezeit ist dazu da, dass der Ausbildungsbetrieb und der Azubi sich näher kennenlernen und herausfinden, ob alles passt. Für den Fall, dass dem mal nicht so sein sollte, haben Auszubildende, genauso wie auch die Ausbilder, die Möglichkeit, das Ausbildungsverhältnis während der Probezeit zu kündigen. Das Besondere an einer Kündigung während der Probezeit ist, dass man ohne Angabe von Gründen fristlos kündigen kann.
Muster: Kündigung während der Probezeit:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit kündige ich mein mit Ihnen am xx.xx.xxxx geschlossenes Ausbildungsverhältnis in der Probezeit, nach §22 Abs. 1 Berufsbildungsgesetz, zum xx.xx.xxxx.
Freundliche Grüße
Eine fristlose oder außerordentliche Kündigung
Manchmal begehen Ausbildungsbetriebe Pflichtverletzungen. Diese können ganz unterschiedlich ausfallen. Wenn zum Beispiel gegen das Jugendarbeitsschutzgesetz oder das Arbeitsgesetz verstoßen wird. Ebenfalls tabu während der Ausbildung: Man gibt dir nur ausbildungsfremde Tätigkeiten, sodass du deinen Ausbildungsberuf nicht erlernst. Unbezahlte Überstunden, für die du auch keinen Freizeitausgleich erhalten hast, genauso wie die ständige Abwesenheit deines Ausbilders berechtigen dich dazu, deinen Ausbildungsvertrag fristlos zu kündigen. Eine fristlose Kündigung bedeutet, dass du an dem Tag, an dem du die Kündigung schriftlich abgegeben hast, auch deinen letzten Arbeitstag hast.
Muster fristlose oder außerordentliche Kündigung während der Ausbildung:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit kündige ich mein Ausbildungsverhältnis fristlos zum xx.xx.xxxx.
Begründung:
Laut Berufsbildungsgesetz §17, Abs. 3 müssen Überstunden entweder vergütet oder in Freizeit ausgeglichen werden. Wöchentlich leiste ich seit Beginn meiner Ausbildung im Durchschnitt x,xx Überstunden. Bis heute habe ich nie einen Ausgleich erhalten, obwohl ich Sie mehrmals darauf hingewiesen habe, zuletzt in einem Gespräch am xx.xx.xxxx. Seit Beginn meiner Ausbildung habe ich bereits xx,xx Überstunden angesammelt. Ich bin nicht bereit, weiter unbezahlte Überstunden zu leisten.
Diese Pflichtverletzung Ihrerseits möchte ich nicht weiter hinnehmen und kündige deshalb fristlos.
Freundliche Grüße
Eine ordentliche oder fristgerechte Kündigung
Sobald die Probezeit abgelaufen ist, und kein außerordentlicher Grund für deinen Kündigungswunsch vorliegt, bleibt dir nur die Möglichkeit, eine ordentliche oder fristgerechte Kündigung zu schreiben. Bei dieser muss eine gesetzlich vorgegebene Kündigungsfrist eingehalten werden. Wie lange das ist, kannst du in deinem Ausbildungsvertrag nachlesen, in der Regel handelt es sich dabei um vier Wochen. Diese Form der Kündigung kannst du nicht anwenden, wenn du im gleichen Ausbildungsberuf bleiben willst, und deine Ausbildung in einem anderen Unternehmen fortsetzen möchtest. In diesem Fall kann dein aktueller Ausbildungsbetrieb dich nämlich auf Schadensersatz verklagen!
Muster: ordentliche Kündigung ausgehend vom Auszubildendem:
Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit kündige ich meinen Ausbildungsvertrag, den ich am xx.xx.xxxx mit Ihnen geschlossen habe, unter Einhaltung der vertraglich vereinbarten Frist von x Wochen zum xx.xx.xxxx.
Ich habe mich dazu entschieden, beruflich einen anderen Weg einzuschlagen / eine Ausbildung in einem anderen Beruf zu beginnen / etc.
Ich hoffe auf Ihr Verständnis und bedanke mich für alles, was ich während meiner Ausbildung bei Ihnen lernen durfte.
Freundliche Grüße
Ein Aufhebungs- oder Auflösungsvertrag
Diese Form der Kündigung ist nur dann möglich, wenn dein Ausbilder beziehungsweise dein Ausbildungsbetrieb auch mit deiner Kündigung einverstanden ist! Ein Aufhebungsvertrag wird gemeinsam beschlossen, und Ausbilder und Azubi können frei verhandeln, ob eine Frist eingehalten werden muss oder nicht. Diese Möglichkeit, ein Ausbildungsverhältnis zu beenden, eignet sich vor allem für den Fall, dass du einfach nicht mit deinen Kollegen oder deinem Chef zurechtkommst, und deine Ausbildung in einem anderen Betrieb fortsetzen möchtest. In diesem Fall erfolgt die „Trennung“ nämlich meist einvernehmlich und liegt im Interesse beider Parteien. Du solltest einen Aufhebungs- oder Auflösungsvertrag nur dann unterschreiben, wenn du bereits eine Zusage von einem anderen Unternehmen hast. Denn weil es sich deinerseits um eine „freiwillige“ Kündigung handelt, könnte es passieren, dass du zunächst kein Arbeitslosengeld bekommen würdest, erst nach einer gewissen Sperrfrist. Wir zeigen dir gleich ein Muster zum Verfassen so eines Vertrages. Doch weil es sich dabei um eine rechtlich gesehen komplizierte Sache handelt, empfehlen wir dir, diesen Vertrag gemeinsam mit deinem Ausbilder zu schreiben!
Muster: So setzt du einen Aufhebungs- oder Auflösungsvertrag an:
Aufhebungsvertrag
Zwischen
(Ausbilder)
und
(Azubi)
Hiermit vereinbaren beide Parteien in gegenseitigem Einvernehmen eine Aufhebung des Ausbildungsvertrages zum xx.xx.xxxx.
Freundliche Grüße